Man hört das immer wieder einmal, angeblich soll Glas nur eine extrem dicke Flüssigkeit sein, die mit der Zeit, wenn auch ausgesprochen langsam, auch nach dem erkalten noch „zerfließt“, auch zum Beispiel in einer Episode von „Pawnstars“ streiten sich Rick und Cory über dieses Thema – während Rick sagt, dass es nicht fließt ist Cory vom Gegenteil überzeugt, mit dem „unwiderlegbaren Argument“, dass das ja alle sagen, und die Mehrheit müsse es ja schließlich wissen.
Doch wer hat da wirklich Recht?
Nun, zum einen kann Glas natürlich fließen, und zwar bei Temperaturen von um die 550°C und darüber, ist es einmal erkaltet, so ist es aber relativ starr, es fließt zwar im erkalteten Zustand durchaus noch, jedoch nicht innerhalb von ein paar hundert Jahren oder so, um diesen Effekt wirklich beobachten zu können müsste man vielmehr einige millionen Jahre warten (zumindest bei Raumtemperatur, je heißer, desto kürzer wird dieser Zeitraum natürlich, jedoch hat das keinen Effekt bei den Temperaturen, die in der Regel auf der Erde herrschen (es sei denn, man wohnt zufällig in einem Vulkan^^).
Ganz streng genommen fließt erkaltetes Glas also tatsächlich noch, aber da es in dem Fall um eine erst wenige hundert Jahre alte Lampe ging, würde ich den Punkt hier an Rick geben, denn nach so kurzer Zeit wäre der Effekt, vor allem mit bloßem Auge, sicher nicht annähernd zu erkennen.
Doch woher kommt dann der Mythos, dass Glas angeblich binnen weniger hundert Jahre zerfließen würde?
Das ist eigentlich recht einfach erklärt, denn bei vielen alten Kirchen zum Beispiel finden sich Fenster, welche am unteren Ende deutlich dicker sind als am oberen Ende, daraus schloss man nun, dass das Glas offenbar mit der Zeit nach unten fließe.
Doch das lässt sich sogar sehr einfach widerlegen, und zwar ebenfalls Anhand von Kirchenfenstern, denn man hat auch nicht wenige Fenster gefunden, bei denen es genau umgekehrt war, also bei denen sich das dicke Ende oben befand, das liegt jetzt nicht daran, dass man die irgendwann umgedreht hat oder ähnliches, sondern ist schlicht ein Resultat aus den alten Herstellungsmethoden, denn damals konnte man noch kein so einheitliches Glas herstellen wie heute, in der Regel waren Glasscheiben dadurch allgemein immer an einem Ende etwas dicker als am anderen, dass das dickere Ende in den meisten Fällen unten zu finden ist liegt daran, dass die Glaser ihre Scheiben natürlich auf die stabilere Seite stellten und sie dann meist, wenn eben auch nicht immer, auch so herum eingebaut wurden.
Ein Beispiel, an welchem man übrigens gut erkennen kann, dass Glas eben nicht (zumindest nicht in so „kurzer“ Zeit) fließt, sind die Linsen von alten Brillen, Lupen, Mikroskopen und Teleskopen, vor allem letztere würden Heute wohl kaum noch funktionieren wenn das Glas auch nur um wenige Mikrometer zerflossen wäre.
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