Doch kein Planet 9 / Planet X?


Seit Astronomen im Jahr 2006 ungewöhnliche Bewegungen bei transneptunischen Objekten festgestellt hatten, vermutete man die Existenz eines möglichen „Planet 9“ bzw „Planet X“, welcher dort draußen seine Bahnen ziehen könnte, nach genaueren Untersuchungen der Bahndaten dieser Objekte im Jahr 2014 ging man dann davon aus, dass es sich um einen Planeten handeln müsse, welcher größer als die Erde ist und die Sonne auf einer sehr weit entfernten Umlaufbahn umkreise.


In den folgenden Jahren wurden die betreffenden Objekte weiter beobachtet und man kam zu dem Schluss, dass es sich um ein Objekt mit ungefähr der zehnfachen Masse der Erde handeln müsse, unter anderem gab es in der Folge dann auch Vermutungen, nach denen es sich möglicherweise gar nicht um einen Planeten, sondern vielmehr um ein kleines schwarzes Loch handeln könnte, dieses wäre mit der angenommenen Masse dann nicht einmal so groß wie ein Fußball, also deutlich kleiner als ein stellares schwarzes Loch und damit mutmaßlich ein sogenanntes „primordiales“ schwarzes Loch (bisher nur theoretisch postulierte schwarze Löcher, welche bereits beim bzw kurz nach dem Urknall entstanden und sogar noch viel kleiner sein könnten, falls sie denn existieren).

Doch nun zeigt eine neue Analyse offenbar, dass es diese „ungewöhnliche Häufung“ transneptunischer Objekte, für die bisher Planet 9 verantwortlich gemacht wurde, so gar nicht gibt. Dass man diese Objekte genau dort gefunden hatte liege nämlich vielmehr einfach daran, dass man eben genau jene Gebiete genauer beobachtet habe, was aber fehle sei das, was man bisher nicht gesehen habe.

Kevin Napier, ein Physiker der University of Michigan, welcher an der Studie beteiligt war, verglich das Ganze mit einem Schlüssel, den man im Dunkeln verloren hat, und den man dann in der Nähe einer Straßenlaterne sucht, nicht weil er dort wahrscheinlich liegt, sondern einfach, weil man nur dort genug sehen kann.

Nicht nur wurden diesmal mit 14 transneptunischen Objekten mehr als doppelt so viele untersucht wie bei der Studie von 2016, welche zu dem Schluss kam, dass Planet 9 etwa die zehnfache Erdmasse haben und sich auf einer Umlaufbahn in einer Entfernung von ca 500 bis 600 astronomischen Einheiten bewegen müsse, auch nutzte man Computersimulationen um 10 Milliarden transneptunische Objekte zu generieren, welche zufällig über den Himmel verteilt wurden. Diese Objekte verglich man mit den zuvor beobachteten und stellte fest, dass diese sich gar nicht auf so ungewöhnlichen Bahnen bewegen und auch keine besondere Häufung zu erkennen sei, sie befanden sich stattdessen ziemlich genau da, wo sie laut der Simulation sein sollten, auch ohne einen Planet 9.

Während dies zwar nicht bedeutet, dass kein Planet 9 existiert, heißt es aber auch, dass die bisherigen „Beweise“ nicht so eindeutig sind, wie man lange geglaubt hat. Konstantin Batygin, einer der Autoren der 2016er Studie, will sich aber dennoch nicht geschlagen geben, er vergleicht das Argument Napier’s und seiner Kollegen mit einem Wald, in dem man eine Gruppe Bären sieht und daher eine Bärenhöhle in der Nähe vermutet, diese Vermutung werde aber nicht unwahrscheinlicher allein dadurch, dass man sich den Rest des Waldes noch nicht genau genug angesehen habe und man daher nicht wisse, ob dort vielleicht überall / auch anderswo so viele Bären herumlaufen.

Letztlich wird es wahrscheinlich noch lange dauern bis man die Existenz eines Planet 9 eindeutig beweisen oder widerlegen kann, wenn überhaupt, vor allem letzteres dürfte ja recht schwierig werden, das Gebiet, welches man dafür genau überwachen müsste ist schließlich nicht gerade klein. Das kann man vielleicht entfernt mit Russells Teekanne vergleichen, ihre Existenz zu beweisen wäre einfach, zumindest wenn man ihre genaue Position kennen würde (und ein ausreichend gutes Teleskop zur Verfügung hätte), die Nicht-Existenz zu beweisen wäre dagegen nahezu unmöglich – nur dass Planet 9, sollte er denn existieren, glücklicherweise deutlich größer als eine Teekanne wäre 🙂



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