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Die fehlerhafte Übersetzung nur eines einzelnen Wortes könnte dafür verantwortlich sein, dass das erste Newton’sche Gesetz, welches Isaac Newton 1687 in seinem berühmten Werk „Philosophiae Naturalis Principia Mathematica“ niederschrieb, nicht so verstanden wurde, wie er es ursprünglich meinte.


Was ist das erste Newton’sche Gesetz?

Newton's "Philosophia Naturalis Principiae Mathematica"Das erste Newtonsche Gesetz, auch Trägheitsgesetz genannt, besagt folgendes: Ein Körper bleibt in Ruhe oder bewegt sich geradlinig mit konstanter Geschwindigkeit, sofern keine äußere Kraft auf ihn wirkt.

Ein Beispiel:
Ein Ball, der still liegt, bleibt liegen – es sei denn, jemand stößt ihn an.
Ein Ball, der rollt, würde immer weiterrollen, wenn nichts ihn abbremst (wie Reibung oder ein Hindernis).

In der Realität gibt es aber fast immer Kräfte (wie Luftwiderstand, Reibung oder Schwerkraft), deshalb sehen wir selten „perfekte“ Beispiele. Aber das Gesetz hilft uns zu verstehen, wann und warum sich etwas bewegt oder anhält.

Was haben wir falsch verstanden?

Es geht dabei um nur ein einziges Wort, „quatenus“, es wurde fälschlich mit „sofern“ statt korrekt mit „insofern nicht“ oder auch „außer insofern“ übersetzt. Das mag jetzt wie ein nicht gerade sonderlich wichtiger Unterschied aussehen, tatsächlich ändert es aber die Bedeutung des ersten Newton’schen Gesetzes. Wie oben bereits angemerkt gibt es in der Realität nie den Fall, dass gar keine Kraft auf ein Objekt einwirkt, und genau das macht den Unterschied aus.

Nicht: „Ein Körper bleibt in Ruhe oder bewegt sich geradlinig mit konstanter Geschwindigkeit, sofern keine äußere Kraft auf ihn wirkt.“

Sondern: „Jeder Körper verharrt in seinem Zustand des Ruhens oder der gleichförmigen geradlinigen Bewegung, außer insofern er durch einwirkende Kräfte gezwungen wird, seinen Zustand zu ändern.“

Wer hat das entdeckt?

Dieser Fehler wurde von dem Philosophen Daniel Hoek von der Virginia Tech (US Universität) aufgedeckt. Und das zeigt auch, inwiefern diese Korrektur von Bedeutung ist, rein physikalisch ändert sich dadurch nämlich genau gar nichts, es ist nur philosophisch und historisch relevant. Das zeigt nämlich, dass Newton seine Gesetze von Anfang an realitätsbezogen und nicht hypothetisch formulierte.

Vergleich und Bedeutung des Unterschieds:

AspektWörtliche (Hoek-nahe) ÜbersetzungKlassische Übersetzung
Schlüsselwort"insofern""sofern" / "wenn"
AussageabsichtJeder Zustand ändert sich nur so weit, wie Kräfte wirkenZustand ändert sich nur dann, wenn Kräfte wirken
DeutungGesetz gilt immer, beschreibt Wirkung von KräftenGesetz gilt nur, wenn keine Kräfte wirken
Physikalische BedeutungRealitätsnah: berücksichtigt, dass Kräfte immer da sindIdealisiert: stellt einen Sonderfall ohne Kräfte dar

Was ändert sich dadurch jetzt?

Da das Ganze nichts an der physikalischen Bedeutung ändert, wird sich auch allgemein nicht groß etwas ändern, vermutlich wird man in kommenden Auflagen oft nicht einmal die Übersetzung anpassen. Man muss also nicht befürchten, dass man nun eine komplett neue Physik lernen muss, die meisten werden wahrscheinlich sogar nie von diesem kleinen Fehler erfahren.



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