Zugegeben, etwas reißerisch formuliert, doch letztlich besagt genau das eine neue Studie, die kürzlich in Biological Invasions veröffentlicht wurde, auch die Bezeichung als „Superschweine“ stammt aus eben dieser Studie. Wie es heißt bestehe ein „hohes Potenzial“, dass in Kanada verwilderte Schweine nach South Dakota, North Dakota, Montana und Minnesota einfallen und dort möglicherweise Schäden in Milliardenhöhe anrichten könnten.
Verwilderte „Superschweine“
Diese verwilderten „Superschweine“ könnten laut dieser neuen Studie bald die Grenze überschreiten und in den nördlichen USA eindringen. Diese Schweine sind eine Population verwilderter Hausschweine (Sus scrofa domesticus), Wildschweine (Sus scrofa) sowie Hybriden aus beiden Arten. Die Wildschweine waren in den 1980er Jahren für die Fleischindustrie und zum Freizeitschießen nach Kanada eingeführt worden, als der Markt für Wildschweinfleisch Ende der 2000er Jahre aber einbrach, ließen einige Halter die Tiere einfach frei, da sie erwarteten dass sie den harten kanadischen Winter sowieso nicht überleben würden. Die Schweine hatten aber entgegen der Erwartungen kein Problem den Winter zu überstehen und gediehen stattdessen sogar sehr gut und vermehrten sich prächtig.
„Diese Schweine haben hohe Reproduktionsraten, sind sehr mobil und haben eine hohe Fähigkeit zur Ausbreitung“
, so Ryan Brook, Professor für Tier- und Geflügelwissenschaften an der Universität von Saskatchewan in Kanada und Mitautor der Studie. Aufgrund der außergewöhnlichen Kälteresistenz der Tiere seien er und seine Mitautor:innen auch zu der Bezeichnung „Superschweine“ gekommen.
„Invasion“ im Norden der USA befürchtet
Man befürchtet nun, dass diese Schweine sich Richtung Süden in die USA ausbreiten, wo bisher so gut wie keine Wildschweine leben. Während im Süden der USA bereits um die 6,9 Millionen verwilderte Schweine leben, konnte man es durch intensive Kontrollmaßnahmen bisher weitgehend verhindern, dass sich diese auch weiter in den Norden ausbreiten. Diese Kontrollmaßnahmen, so heißt es, seien aber nicht in der Lage die aus dem Norden kommenden Schweine aufzuhalten, man befürchtet daher nun „enorme Schäden“ an der landwirtschaftlichen Produktion und den Ökosystemen der Gegend.
„Sie wühlen und reißen den Boden auf…
…Sie sind ein ökologisches Desaster. Sie fressen alles von kleinen Säugetieren wie Mäusen bis hin zu Enten und Gänsen, bis hin zu erwachsenen Weißwedelhirschen, die sie töten und fressen.“
, so Brook weiter.
GPS-Tracking zeigt vermutliche Bewegungsmuster
Um herauszufinden wie sich die Wildschweinpopulation innerhalb Kanadas bewegt hatte man 22 der verwilderten Schweine mit GPS-Halsbändern ausgestattet und deren Standorte über einen Zeitraum von 13 Monaten verfolgt. Zwar fielen über die Hälfte der Halsbänder irgendwann aus, jedoch reichten die erhaltenen Daten dennoch, um damit ein Modell der Bewegungen der Schweine zu simulieren. So konnte man vorhersagen wo und über welche Wege die Schweine am wahrscheinlichsten in die USA übertreten werden.
Da sie eine Mischung aus Feuchtgebieten, Laubwäldern und Feldern bevorzugen, vermutet man, dass sie sich am ehesten in der Nähe von Gewässern wie dem Fort Peck Lake in Montana, dem Devils Lake in North Dakota und dem Missouri River ausbreiten werden.
Einige der nahegelegensten Wildschweinpopulationen befinden sich wohl mittlerweile nur noch 1-2 Tagesmärsche von der US-Grenze entfernt, man erwägt nun sie aufzuhalten indem man unter anderem kleinere Pflanzen anbaut, die den Tieren wenig Deckung bieten, weitreichende Gebiete einzäunt, um sie von ihren bevorzugten Habitaten abzuhalten, oder sie schlicht und einfach einfängt, wobei letzteres aufgrund der schieren Anzahl wohl nur eine Notlösung in akut betroffenen Gebieten sein kann.
Wie es aussieht gibt es nun also definitiv mehr als nur ein Schwein, vor dem sich die Amerikaner in diesem Jahr fürchten müssen, auch wenn die kanadischen Superschweine sicher das geringere Übel darstellen…