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Bereits 2023 landete die Kapsel, welche die bei der Osiris Rex Mission auf dem Asteroiden Bennu genommenen Proben an Bord hatte, in der Wüste von Utah. Nun gibt es die ersten Ergebnisse der Untersuchungen dieser Proben – und sie zeigen, dass auf diesem Asteroiden offenbar bereits die Bausteine des Lebens zu finden sind.


Wie kommt das Leben auf einen Asteroiden?

Die Oberfläche des Asteroiden Bennu.
Bild: NASA/Goddard/University of ArizonaUm vollwertiges Leben handelt es sich hier natürlich nicht, aber die ersten Bausteine, aus denen sich das Leben aufbaut, sind dort zu finden. Wie wir wissen benötigt Leben, und auch schon seine Bausteine, eine sehr wichtige Voraussetzung, nämlich Wasser. Und zwar in flüssigem Zustand. Damit sieht es auf einem Asteroiden in der Regel natürlich schlecht aus, herrschen im All doch meist nicht gerade die optimalen Temperaturen dafür.

Allerdings geht man davon aus, dass Bennu nur ein Teilstück eines ehemals viel größeren Objektes ist, dieser deutlich größere Asteroid verfügte wahrscheinlich über ein weit verzweigtes Netzwerk unterirdischer Seen oder sogar Ozeane. In der Anfangszeit des Sonnensystems wurde dieser Asteroid vermutlich durch diverse Einschläge anderer Asteroiden zerstört und zurück blieben nur Bruchstücke wie zum Beispiel Bennu, im Grunde nichts weiter, als ein Schutthaufen von ca 500 Metern Durchmesser.

Was genau hat man gefunden?

Der Container, mit dem die Proben vom Asteroiden Bennu zur Erde zurück gebracht wurden, nach seiner Landung in der Wüste Utahs. 
Bild: (NASA/Keegan Barber)Nachdem die Proben von Bennu, insgesamt 122 Gramm Material von seiner Oberfläche, 2023 in der Wüste von Utah geborgen worden waren, erhielten zunächst 2 verschiedene Forschungsteams jeweils kleine Mengen des Materials zur Untersuchung. Beide Teams haben nun kürzlich ihre Untersuchungen und deren Auswertung abgeschlossen sowie entsprechende Studien in „Nature“ bzw „Nature Astronomy“ veröffentlicht.

Die Forscher:innen stellten fest, dass die Proben unter anderem Aminosäuren, Stickstoff in Form von Ammoniak und sogar Bausteine des genetischen Codes enthielten. Außerdem entdeckte man auch Spuren empfindlicher Salze, die man ohne eine solche Mission niemals hätte untersuchen können, da sie vernichtet worden wären, wenn sie z.B. an Bord eines kleinen Meteoriten zur Erde gestürzt wären.

Aus diesen empfindlichen Salzen schloss man, dass sie ursprünglich wahrscheinlich aus salzhaltigen Ozeanen oder ähnlichen Gewässern stammen, unter anderem, weil es auf der Erde ganz ähnliche Salzvorkommen gibt, und zwar in Gegenden, wo sich vor langer Zeit einmal große Gewässer befanden, zum Beispiel in den ausgetrockneten Seebetten der Mojave-Wüste in Kalifornien oder auch der Sahara in Afrika.

Die Osiris Rex Mission

Die Proben vom Asteroiden Bennu in dem geöffneten Container, der sie zur Erde brachte.
Bild: NASA/Erika Blumenfeld & Joseph AebersoldDie Mission, die diese Proben auf Bennu genommen und dann zur Erde zurück gebracht hat, heißt „Osiris Rex“. Sie startete am 8. September 2016 in Richtung Bennu um dort Proben von seiner Oberfläche zu nehmen und erstmals eine größere Menge solchen Materials zur Erde zu bringen (es gab bereits 2 ähnliche, japanische Missionen, Hayabusa 1+2, diese hatten Proben von den Asteroiden Itokawa und Ryugu genommen und zur Erde zurück gebracht, jedoch waren diese mit nur ca 1 bzw 5,4 Gramm deutlich kleiner).

Nachdem die Osiris Rex Sonde die Probe auf Bennu genommen und zur Erde zurück gebracht hatte, machte sie sich direkt auf zu einer weiteren Mission: Der Asteroid Apophis. Genau genommen heißt es übrigens „OSIRIS-REx (Origins Spectral Interpretation Resource Identification Security – Regolith Explorer)“, aber ich habe es hier einfach mal bei der einfacheren Schreibweise belassen, der Teil der Sonde, der sich Richtung Apophis aufgemacht hat, nennt sich nun „OSIRIS-APEX“.

Die Mission geht weiter

Ein Asteroid, der im Begriff ist auf der Erde einzuschlagen, Beispielbild, KI-generiert.Das nächste Ziel von Osiris Rex / Osiris Apex, der Asteroid Apophis, ist, wie die meisten wohl wissen werden, einer der bekanntesten Asteroiden im Sonnensystem. Das liegt vor allem daran, dass er zu den größeren erdnahen Objekten mit einer vergleichsweise hohen Einschlagswahrscheinlichkeit gehört. Immer wieder gab es Vermutungen, dass Apophis zum Beispiel 2029, 2036 oder auch 2038 auf der Erde einschlagen könnte (letzteres war einfach ein missverstandenes hypothetisches Szenario, da bestand also nie auch nur die geringste Gefahr).

Die Wahrscheinlichkeit so eines Einschlages war allerdings nie wirklich hoch, lediglich im Vergleich zu anderen Erdnahen Objekten war sie relativ hoch. Vorübergehend rechnete man mit einer Einschlagswahrscheinlichkeit von etwa 1-3%, dann hieß es 1:45.000 für 2036, aber mittlerweile ist man sich, nach erneuter, gründlicher Berechnung seiner voraussichtlichen Flugbahn, sehr sicher, dass wir da in den nächsten 100 Jahren keinen Einschlag zu befürchten haben (was Apophis betrifft, wohlgemerkt).

Fazit

Es ist natürlich nicht so, dass man wirklich Leben auf Bennu gefunden hätte (das wäre eine echte Sensation und wohl durch alle Medien gegangen), aber mit dieser Mission konnte man wieder einmal bestätigen, dass sowohl das Wasser der Erde, als auch die Grundbausteine des Lebens, wahrscheinlich aus dem All gekommen sind – mit Asteroiden. Diese Theorie gibt es natürlich schon viel länger, aber hier zeigt sich nun wieder, dass man damit wohl richtig liegt.

Man muss aber auch bedenken, dass es sich hier nur um die ersten beiden Untersuchungen der Bennu-Proben handelt, mittlerweile analysieren aber weltweit 60 Labore weitere Teile der Proben, es könnte also noch so einiges auf uns zukommen. Ziemlich sicher wird es aber noch einige Jahre dauern, bis wir wissen, was diese Mission uns letztlich alles verraten wird, möglicherweise auch über die Entstehung des Lebens, zum Beispiel ob es auf der Erde oder im Weltall begann.

Während sich Osiris Apex noch auf dem Weg zu Apophis befindet, diskutiert man auf der Erde übrigens schon über mögliche Ziele zukünftiger Missionen dieser Art, im Gespräch sind dabei unter anderem der Zwergplanet Ceres im Asteroidengürtel, sowie die Monde Europa (Jupiter) und Enceladus (Saturn).



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