Deutsche Wissenschaftler haben das älteste bekannte Schriftstück, das die Kindheit von Jesus behandelt, entdeckt, das Schriftstück, eigentlich nur ein Fetzen Papyrus, lagerte schon seit Jahrzehnten in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, bisher hatte man es aufgrund der „schlampigen“ Schrift für ein unbedeutendes, alltägliches Schriftstück wie z.B. eine private Korrespondenz oder ähnliches gehalten. Nun hat aber ein Papyrus-Experte, Dr. Lajos Berkes vom Institut für Christentum und Antike an der Humboldt-Universität Berlin, zusammen mit weiteren Wissenschaftlern, das Schriftstück noch einmal näher untersucht und es als Fragment des Kindheitsevangeliums des Thomas identifiziert.
Das Kindheitsevangeliums des Thomas
Das Kindheitsevangeliums des Thomas gehört zu den sogenannten apokryphen Schriften, das sind Schriften, die streng genommen Teil der christlichen Bibel sein müssten, bei denen die Kirche aber irgendwann entschieden hat, dass ihnen deren Inhalt nicht gefällt und sie deshalb aus der Bibel entfernt hat. Grundsätzlich haben sie aber die gleiche Bedeutung wie alle anderen Evangelien auch, egal ob sie offiziell Teil der Bibel sind oder nicht (es gibt eine ganze Menge apokrypher Schriften / Evangelien, weit mehr als die „offiziellen“, aber die Kirche hat sich halt nur ihre „Lieblingsschriften“ herausgepickt).
Was steht in dem Papyrus?
Da es sich dabei nur um einen kleinen Fetzen handelt (siehe hier), konnte man keinen zusammenhängenden Text daraus entnehmen, man geht aber davon aus, dass der Text den Anfang der Geschichte von der „Belebung der Spatzen“ darstellt, ein „Wunder“, dass Jesus als 5-jähriger vollbracht haben soll (angeblich hat er Spatzen aus Lehm geformt und als sein Vater ihn ermahnt er solle sowas am Sabbath nicht tun, klatschte er in die Hände und die Spatzen wurden lebendig, also ganz offensichtlich eine erfundene Geschichte, aber das haben alle diese Schriften, Teil der Bibel oder nicht, ja gemeinsam).
Entzifferung mittels moderner Technik
Das Papyrus war, wie auf dem oben verlinkten Bild zu sehen, nur ein relativ kleiner Fetzen, etwa 5 mal 11 Zentimeter groß, und in recht „schlampiger“ Schrift in alten griechischen Buchstaben verfasst.
„Man dachte, es handelt sich um einen Teil eines Alltagsdokuments, etwa eines Privatbriefes oder einer Einkaufsliste, weil die Schrift so unbeholfen wirkt“
, so Berkes.
Nachdem ihnen in dem Text das Wort „Jesus“ aufgefallen war, verglichen sie diesen mit anderen digitalisierten Papyri, wodurch sie den Text langsam aber sicher, Buchstabe für Buchstabe, entziffern konnten. Besonders bedeutend ist dieser Text aber vor allem, da man ihn relativ sicher auf das 4. bis 5. Jahrhundert u.Z. datieren konnte, was ihn zum ältesten erhaltenen Schriftstück zu diesem Thema macht. Man vermutet, dass es sich dabei um einen Übungstext handelt, welcher an einer Schule oder in einem Kloster geschrieben wurde, was auch die ungeübte Handschrift erklären könnte.
PS: Warum die Kirche diese Schriften nicht mag
Wie schon gesagt hat die Kirche sich für die Bibel nur ihre „Lieblingstexte“ ausgesucht, es gab jedoch noch sehr viel mehr, einige existieren noch, viele wurden vernichtet. Hier geht es ja explizit um das sogenannte „Kindheitsevangelium des Thomas“, das so einige Dinge enthält, die zeigen, warum die Kirche sie lieber totschweigen würde. So wird darin nämlich nicht nur von diversen Wundern berichtet, die der kleine Jesus im Alter von 5-12 Jahren vollbracht haben soll, sondern unter anderem auch, dass er ein Mörder sei (er soll ein anderes Kind im Streit mit seinen Kräften getötet haben) und dass er quasi „schwer erziehbar“ gewesen sei.
In weiteren Apokryphen Schriften, die um das 4. Jahrhundert herum von Hieronymus Bosch übersetzt worden sein sollen, welcher vom damaligen Papst mit der Übersetzung der Bibel beauftragt worden war, soll Jesus gar als Veganer und Antialkoholiker dargestellt worden sein. Wegen dieser und anderer Ungereimtheiten beschwerte sich Bosch damals wie es heißt beim Papst, welcher ihn daraufhin anwies nur bestimmte, von ihm ausgewählte, Texte bei seiner Übersetzung zu berücksichtigen (und er mochte offenbar Fleisch und Alk, denn die besagte Passage fehlt offensichtlich in der „offiziellen“ Version).