In jedem „christlich geprägten“ (leider) Land auf der Welt feiert man Weihnachten, auch in den meisten anderen Ländern kennt man das Fest zumindest, doch die meisten Menschen wissen nicht annähernd so viel darüber, wie sie glauben. Viele Dinge im Zusammenhang mit Weihnachten, die allgemein als „Tatsachen“ gelten, verhalten sich in Wahrheit ganz anders. Diesmal geht es bei Irrtümer der Geschichte also nicht um einen einzelnen Irrtum, sondern gleich um mehrere.
1. Das Datum – wieso ist Weihnachten am 24./25. Dezember?
Oft hört man, dass das Datum, an dem man Weihnachten feiert, auf alten, heidnischen Bräuchen (speziell der im römischen Reich gefeierten Wintersonnenwende am 21. Dezember) basiere, welche von den christlichen Kirchen übernommen wurden, um die Menschen ihre alten Bräuche weiter feiern lassen zu können und sie gleichzeitig an ihren eigenen Glauben zu „gewöhnen“ und diese Feste langsam aber sicher durch ihre eigenen zu „ersetzen“. Während zumindest ein Teil davon sicher nicht falsch ist, vermutet man mittlerweile aber, dass die Kirchen vielleicht auch einfach nur eine „Lücke“ in ihrem zeremoniellen Kalender schließen wollten.
Über die genaue Herkunft dieses Datums ist man sich also bis heute nicht einig, eines gilt jedoch als gesichert, mit der Geburt von Jesus hat es definitiv nichts zu tun, diese Geschichte wurde von den Kirchen erst später als „Erklärung“ hinzugefügt. Was den tatsächlichen Geburtstag des alten Wanderpredigers angeht, ist sich sogar die Kirche selbst nicht einmal über das Jahr einig, je nachdem welchem Evangelium man glaubt, müsste man seine Geburt nämlich entweder spätestens im Frühling des Jahres 4 v.u.Z. oder frühestens im Jahr 6 n.u.Z. datieren.
Außerdem kann er, wenn man den Angaben in der Bibel glauben schenkt, unmöglich im Winter geboren worden sein, da die beschriebenen Umstände (wie z.B. die Tatsache, dass offensichtlich noch Tiere auf den Weiden waren oder die Geschichte mit der Volkszählung, welche in der Regel im Herbst statt fand) nicht dazu passen.
Während man mittlerweile davon ausgeht, dass es tatsächlich damals einen Wanderprediger mit Namen „Jesus“ gab (natürlich ohne die ganzen „Zauberkräfte“ und ähnlichem Quatsch), wurde er also recht sicher nicht am 24. oder 25. Dezember geboren, hier handelt es sich eindeutig um einen Irrtum (bzw versuchte die Kirche einfach damit zu begründen, warum man an diesem Datum Weihnachten feiert).
2. Der Weihnachtsmann: Coca Cola oder Odin?
Die Geschichte, dass die Figur des Weihnachtsmanns von Coca Cola erfunden wurde, hält sich auch heute noch standhaft, aber ist da wirklich etwas dran?
Nun, was die Herkunft der Figur angeht ist da ziemlich sicher nichts dran, der Weihnachtsmann basiert sehr wahrscheinlich in erster Linie auf der christlichen Figur des „Nikolaus“. Doch wie sieht es mit der Farbe aus? Angeblich soll der Weihnachtsmann doch erstmals von Coca Cola in rot gekleidet dargestellt worden sein.
Auch das ist falsch, die rote Farbe begründet sich wahrscheinlich auf der roten Bischofsrobe des Bischof „Nikolaus von Myra“, der im 4. Jahrhundert n.u.Z. angeblich „Wunder“ gewirkt haben soll. Und nicht einmal als rote Werbefigur war Coca Cola zuerst da, schon zuvor, 1923, warb nämlich bereits eine Brauerei mit einem in rot gekleideten Weihnachtsmann. Coca Cola gelang es später lediglich ihre eigene Marke wie keine andere mit dem roten Weihnachtsmann zu verbinden, also im Grunde einfach alles nur Marketing, mehr nicht.
Es gibt aber auch noch eine weitere, weniger bekannte, Theorie über die Herkunft der Figur des Weihnachtsmanns, und auch wenn dieser, wie bereits gesagt, höchstwahrscheinlich auf der Figur des Nikolaus basiert, ist an dieser zumindest ein bisschen was dran: Der Weihnachtsmann ist Odin.
Naja, nicht wirklich, die Theorie, dass der Weihnachtsmann auf der nordischen Gottheit Odin basiert, gilt in der Regel als sehr unwahrscheinlich, doch hat man sich beim Weihnachtsmann möglicherweise durchaus ein bisschen an der Figur des Odin orientiert. Dieser wurde nämlich nicht nur ebenfalls immer als alter Mann mit langem, weißem Bart dargestellt, er wurde auch mit dem Verteilen von Geschenken in Zusammenhang gebracht und ritt auf einem magischen, fliegenden, achtbeinigen Pferd (was man als Vorbild für den fliegenden Schlitten mit den Rentieren sehen könnte).
3. Weihnachten ist ein Familienfest
Ja, heute mag das stimmen, doch das war bei weitem nicht immer so, noch im Mittelalter war das Weihnachtsfest nämlich ein großes, öffentliches Ereignis, in der Regel begleitet von Trinken, Tanzen und Spielen. Weihnachten hatte also einmal mehr von einer Art „Oktoberfest“ als von einem Familienfest.
Zu einem „besinnlichen Familienfest“ wandelte sich Weihnachten tatsächlich erst so richtig im 19. Jahrhundert, stark geprägt durch das Bürgertum und Autoren wie Charles Dickens (A Christmas Carol / Eine Weihnachtsgeschichte), die das Bild von Weihnachten romantisierten.
4. Das „Christkind“ ist weiblich
Das sogenannte „Christkind“ ersetzt in vielen, vor allem katholisch geprägten, Regionen den Weihnachtsmann (zudem findet dort die „Bescherung“ am Abend des 24. Dezember statt, nicht am Morgen des 25.) – und wird dort in der Regel als weiblich dargestellt. Tatsächlich ist das „Christkind“ jedoch eine symbolische Figur, die auf das Jesuskind verweist, müsste dementsprechend also männlich sein.
Aber wer weiß, vielleicht identifizierte Jesus sich ja als weiblich 🙂
5. Der Weihnachtsbaum ist eine christliche Tradition
Der Weihnachtsbaum gilt als typisches Symbol für Weihnachten, ein christliches (ok, mehr oder weniger) Fest, doch seine Ursprünge sind keineswegs christlich. Schon in diversen vorchristlichen Kulturen war nämlich der Brauch, im Winter immergrüne Pflanzen zu dekorieren, weit verbreitet.
Zu einem Symbol für das Weihnachtsfest wurde er in Deutschland erst so langsam ab etwa dem 16. Jahrhundert, weltweit sogar erst deutlich später. Als „typischen Weihnachtsbrauch“ verfestigte sich der Weihnachtsbaum sogar erst im 19. Jahrhundert, um genau zu sein geht man davon aus, dass insbesondere ein Bild der britischen Königsfamilie aus dem Jahr 1848, welches sie mit ihrem dekorierten Baum zeigte, bedeutend dazu beitrug.
Die Tradition eines Weihnachtsbaumes wie wir ihn heute kennen kommt übrigens nicht aus Deutschland, sondern war zuerst im heutigen Lettland üblich und verbreitete sich von dort schließlich in alle Welt.
Auch der Adventskranz ist übrigens nicht annähernd so alt wie viele glauben, hier weiß man aber ausnahmsweise einmal sehr genau wann er entstand, er stammt aus dem 19. Jahrhundert, um genau zu sein aus dem Jahr 1839, und wurde damals von dem Hamburger Theologen Johann Hinrich Wichern eingeführt. Er bastelte ihn aus einem Wagenrad, um Kindern die Wartezeit bis Weihnachten zu erleichtern.
Dieser Adventskranz war übrigens zunächst noch mit einer Kerze für jeden Tag bis zum 24. Dezember bestückt, eine große weiße für die Sonntage und eine kleine rote für die Werktage, erst später wurde er dann auf die heute üblichen 4 Kerzen reduziert und mit Zweigen dekoriert.
Quellen:
Live Science
Uni Erfurt
Spiegel.de
Wikipedia / Weihnachtsbaum
National Geographic
Deutsches Kulturforum östliches Europa