You are currently viewing Messenger mit End-to-End Verschlüsselung: EU will mitlesen
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Während sich alle Welt zur Zeit in erster Linie mit Corona beschäftigt versucht man in der EU wie es scheint klammheimlich ein neues Gesetz (bzw vorerst „nur“ eine Resolution) durch zu bringen, welches die Anbieter von Messenger-Diensten dazu verpflichten würde, Strafverfolgungsbehörden sozusagen einen „Generalschlüssel“ zur Verfügung zu stellen, mit welchem diese jegliche Kommunikation über die jeweiligen Messenger mitlesen könnten. Begründet wird das, wie in solchen Fällen so häufig, damit, dass so angeblich vor allem Terrorismus und (organisierte) Kriminalität bekämpft werden sollen (warum das Unsinn ist, dazu später mehr).


Was ist „End-to-End“ Verschlüsselung?

Die sogenannte End-to-End Verschlüsselung ist das, was aktuell dafür sorgt, dass Gespräche, die über einen Messenger geführt werden, welcher diese Verschlüsselung unterstützt, von niemand anderem mitgelesen werden können, die Nachricht wird also vor dem Absenden verschlüsselt und kann dann auch nur von dem berechtigten Empfänger wieder entschlüsselt und gelesen werden, jeder, der diese Nachrichten dazwischen abfängt, würde nur „Kauderwelsch“ zu sehen bekommen. Eine solche Verschlüsselung unterstützen derzeit noch relativ viele beliebte Messenger, dazu gehören unter anderem WhatsApp, Signal, Telegram, Threema und Apple iMessage.

Was hat man damit vor?

Auch wenn diese Verschlüsselung nicht 100% sicher sein mag, ist sie aber dennoch mit der heutigen Technik kaum zu knacken, daher will man eben nun die Anbieter dieser Dienste verpflichten, den Strafverfolgungsbehörden sozusagen eine „Hintertür“ einzubauen, damit diese eben trotzdem mitlesen können. Angeblich soll das Ganze wie gesagt vor allem zur Bekämpfung von Terrorismus dienen, unter anderem weil wohl der Anschlag in Wien vor einigen Tagen auch über solche verschlüsselten Messenger geplant worden sein soll.

Wo ist dann das Problem?

Das Problem dabei ist, dass es wohl kaum dabei bleiben würde, dass diese „Hintertüren“ wirklich nur bei (mutmaßlichen) Terroristen oder Kriminellen genutzt werden, vielmehr befürchten viele, dass man dann irgendwann anfangen könnte, präventiv alle Nachrichten zumindest von einer KI mitlesen zu lassen und diese auf bestimmte Begriffe zu scannen, so könnte man ggf auf irgendeiner „Liste“ eines Geheimdienstes landen, nur weil man einmal in einem privaten Gespräch ein Wort wie „Bombe“ benutzt hat (das kennt man ja schon aus diversen Chats seit den Enthüllungen von Edward Snowden, dass man sich nach der Benutzung eines solchen Wortes gern mal scherzhaft an den zuständigen NSA-Mitarbeiter wendet um ihm zu erklären, dass man kein Terrorist ist^^).

Zudem würde man damit letztlich (bestenfalls) sowieso nur die ganz „kleinen Fische“ erwischen können, denn die wirklichen Terroristen und Schwerkriminellen würden, sollte dieses Gesetz / diese Resolution so durch kommen, sowieso auf Alternativen umsteigen, welche weiterhin sicher sind, einfach weil der Anbieter z.B. nicht in der EU sitzt und sich einen Sch… um hiesiges Recht schert, oder indem man sich einfach selbst einen Server (z.B. IRC) aufsetzt, PGP verschlüsselte eMails nutzt oder was auch immer. Die, hinter denen man eigentlich her ist, wird man damit also sowieso nicht kriegen, vielmehr gießt man einfach nur Öl ins Feuer irgendwelcher Verschwörungstheoretiker indem man versucht dem Staat „offiziell“ die Überwachung privater Kommunikation zu ermöglichen.

Ein weiteres Problem dabei ist imho, dass man so eine Hintertür nicht wirklich auf einzelne User beschränken kann, wenn sie da ist, dann kann sie auch ausgenutzt werden, man könnte sich also niemals sicher sein, dass sie wirklich nur bei Usern genutzt wird, wo es z.B. einen eindeutigen Terrorverdacht gibt (und dann wären da ja immer noch die „Unschuldigen“, mit denen sich dieser vielleicht, neben seinen Mittätern, auch unterhält). Von daher sollte man das Ganze lieber gleich sein lassen, denn die, um die es eigentlich gehen soll, werden sowieso nur darüber lachen und bei vielen anderen Menschen wird das einfach nur dafür sorgen, dass das Vertrauen in die jeweiligen Regierungen noch weiter nachlässt…

Interessant bei dieser Sache ist übrigens auch, dass die Informationen über diese Resolution, über welche wohl noch diese Woche entschieden werden soll, nicht etwa bewusst publik gemacht wurden, sondern vielmehr wurde anscheinend ein „geheimes“ Dokument (versehentlich?) „geleaked“, also sieht es wohl so aus, als hätte man gehofft, das einfach ohne ggf öffentlichen Widerstand durchbringen zu können (auch wenn es vielleicht gar nicht so gedacht war, allein die Tatsache, dass es jetzt nun mal so aussieht, wird die Verschwörungs-Schwurbler sicher freuen).



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