You are currently viewing „Drachenmann“ endlich identifiziert: Es ist ein Denisova
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Man hört in letzter Zeit immer wieder von einem sogenannten „Drachenmann“, dessen Schädel man gefunden haben soll. Doch gibt es diesen „Drachenmann“ wirklich? Und was hat es mit ihm auf sich? Das hat man nun endlich herausgefunden.


Der „Drachenmann“ existiert

Bild des Harbin-Schädels
Der Harbin-Schädel – Fu et al. (2025), Homo longi holotype, CC BY 4.0
Zunächst einmal, diesen „Drachenmann“ gibt es tatsächlich, allerdings ist es nicht annähernd so mysteriös, wie es zunächst erscheinen mag. Bei dem „Drachenmann“ geht es nämlich um einen Schädel, den man bereits in den 1930er Jahren in Nordostchina entdeckt hat. Dieser Schädel ist ungewöhnlich gut erhalten und ungefähr 146.000 Jahre alt.

Die chinesischen Paläoanthropologen, die den Schädel 2021 untersuchten, gingen davon aus, dass es sich um eine noch unbekannte Menschen-Spezies handelt. Daher schlugen sie dafür den Namen Homo longi vor, welcher sich aus der Gattungsbezeichnung „Homo“ und dem Artzusatz „longi“, was sich von dem Fundort des Schädels in der chinesischen Provinz Heilongjiang ableitet, zusammensetzt. Dieser Artzusatz wird übrigens klein geschrieben, also mit einem kleinen „L“, keinem großen „i“.

Wieso „Drachenmann“?

Das Wort „longi“ ähnelt stark dem Mandarin-Wort für „Drache“ (Long), weshalb sich aufgrund einer schlechten Übersetzung zunächst im englischsprachigen Bereich der Name „Dragon Man“ und schließlich im deutschsprachigen Bereich „Drachenmann“ bzw „Drachenmensch“ etablierten.

EIne Mischung aus einem Drachen und einem Mann, daneben ein großen, rotes Fragezeichen. KI-generiert.

Streng genommen ist allerdings auch Homo longi nicht Korrekt, in Fachkreisen wurde der Schädel nämlich immer nur als Harbin-Schädel bezeichnet, nach dem Ort, an dem er (wieder-)entdeckt wurde (es hat aber definitiv nichts mit irgendwelchen Echsenmenschen oder ähnlichem Quatsch zu tun, den man in gewissen „alternativen Medien“ gerne darüber zu lesen bekommt).

Wenn er schon in der 1930er Jahren entdeckt wurde, woher das plötzliche Interesse?

Der Harbin-Schädel wurde in den 1930er Jahren, vermutlich 1933, von einem chinesischen Arbeiter entdeckt, während dieser am Bau einer Brücke mitarbeitete. Da er davon wusste, dass zuvor schon andere wichtige Fossilien entdeckt worden waren, ging er davon aus, dass dieser Schädel wertvoll sein könnte. Also versteckte er ihn in einem Brunnen nahe Harbin und dort ließ er ihn sein ganzes Leben lang, erst kurz vor seinem Tod erzählte er seinen Enkeln von dem Schädel. Diese bargen den Schädel im Jahr 2018 schließlich und stellten ihn später dem Geowissenschaftlichen Museum der Hebei GEO University zur Verfügung.

Was hat man neues entdeckt?

Künstlerische Darstellung einer DNA-Doppelhelix. KI-generiert.Die neue Entdeckung bezüglich des Homo longi ist die Tatsache, dass man sich nun sicher ist, dass es sich dabei um keine eigene Spezies handelt, sondern dieser Schädel einem Denisova-Menschen (Denisova hominins) gehörte, also einer bereits bekannten Spezies.

Dies ist tatsächlich anhand des Zahnbelags des Schädels gelungen, dort fand man nämlich Reste von DNA und bestimmten Proteinen, die den Forscher:innen dabei halfen, den Schädel eindeutig als Denisova-Menschen zu identifizieren.

Damit wäre die Bezeichnung „Drachenmann“ endgültig widerlegt, es war eine falsche Übersetzung, die auf einer falschen Identifizierung basierte, auch, wenn „Drachenmann“ sich natürlich viel interessanter anhört.

Das Gesicht des Denisova-Menschen

Doch das allein wäre noch nicht so bedeutend, viel wichtiger ist eigentlich die Tatsache, dass man nun endlich das Aussehen des Denisova-Menschen besser rekonstruieren kann. Bisher hatte man schließlich nur kleine Knochenstücke des Denisova-Menschen gefunden, weshalb man kaum etwas über deren Aussehen wusste. Nun hat man jedoch einen fast kompletten Schädel zur Verfügung, mit dem man dem Denisova-Menschen endlich ein Gesicht geben kann.



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