Unsere Milchstraße und die Andromeda-Galaxie werden kollidieren, davon geht man schon seit mindestens etwa einem halben Jahrhundert aus, doch nun besagt eine neue Studie etwas anderes. Dieser zufolge soll nämlich die Wahrscheinlichkeit einer Kollision tatsächlich nur bei 50% liegen, anstelle einer Kollision könnten sich die beiden Galaxien auch einfach nur umkreisen oder aneinander vorbei fliegen.
Die Andromeda Galaxie:
Wie kam man zu der Annahme, sie würde mit der Milchstrass kollidieren?
Die ersten Hinweise darauf entdeckte man tatsächlich bereits im Jahr 1912 – noch bevor man überhaupt wusste, dass Andromeda eine Galaxie ist (bis in die 1920er hielt man sie für einen „Nebel“, genau wie alle anderen Galaxien, erst Edwin Hubble entdeckte 1923 dass diese „Nebel“ in Wirklichkeit alles eigene Galaxien sind). Jedenfalls wurde das Spektrum von Andromeda bereits 1912 durch den US-Astronomen Vesto Melvin Slipher gemessen, und die Blau-Verschiebung entdeckt, was zeigte, dass sie sich auf uns zu bewegt.
Von einer expliziten Kollision ging man dann aber erst im Laufe der 70er – 80er Jahre aus, als erstmals ausreichend leistungsfähige Computer zur Verfügung standen, um theoretische Modelle zu Simulieren, die zeigten, wie sich die Andromeda-Galaxie und die Milchstraße in der Zukunft bewegen würden. Im Jahr 2012 veröffentlichte die NASA eine Studie mit neuen Hubble-Daten, die eine Kollision in etwa 4 Milliarden Jahren annimmt. Streng genommen berühren sich Andromeda und die Milchstraße übrigens sogar bereits, wenn auch nur mit ihren Halos, das sind im Grunde riesige Hüllen, die die Galaxien umgeben, sie sind fast leer (im vergleich zum sichtbaren Bereich der Galaxien) und enthalten neben wenigen Sternen(-haufen) vor allem Gas und dunkle Materie.
Was hat sich nun geändert?
Obwohl man bei der neuen Studie auf keine neuen Daten zurück griff, sondern die bestehenden Beobachtungen von Hubble und der Gaia-Mission einfach aus einem neuen Blickwinkel betrachtete, kam man dabei aber nun auf ein anderes Ergebnis als bisher. Um genau zu sein berücksichtigte man nun insbesondere auch die Unsicherheiten der Messungen, anstatt nur die wahrscheinlichsten Werte zu verwenden.
Bei tausenden von Simulationen ging man jedes Mal von geringfügig anderen Anfangsbedingungen aus, d.h. man simulierte die Bewegung der Galaxien für alle Werte im gemessenen Bereich, z.B. derjenigen für Position und Geschwindigkeit. Zudem bezog man nun auch die Gravitation von weiteren Galaxien und Sternenhaufen aus der näheren Umgebung unserer Galaxie mit ein, wie zum Beispiel die der Galaxie M33 oder die große magellan’sche Wolke.
Während man mit den gleichen Werten auch die gleichen Ergebnisse wie bisher simulierte, sah das mit den neuen Werten jedoch ganz anders aus. Hier kollidierten die Milchstraße und die Andromeda nämlich innerhalb der nächsten 10 Milliarden Jahre nur in etwa der Hälfte aller Fälle, in den verbleibenden Fällen umkreisten sie sich (vorerst) meist einfach nur oder flogen gar aneinander vorbei. Welcher dieser beiden Fälle zutrifft hing in diesen Simulationen teilweise von nur sehr kleinen Veränderungen ab, vor allem von der, für uns nur schwer messbaren, Eigenbewegung von Andromeda.
Besteht bei einer Kollision eine Gefahr für die Erde?
Darauf kann man mit einem klaren NEIN antworten, selbst bei einer Kollision und dem extrem unwahrscheinlichen Fall, dass unser Sonnensystem dabei mit einem Stern der Andromeda kollidiert, wäre die Erde zu diesem Zeitpunkt sowieso schon lange nicht mehr bewohnbar, die Menschheit wäre also entweder ausgestorben oder umgezogen. In der Regel sind die Sterne in einer Galaxie aber sowieso so weit voneinander entfernt, dass Kollisionen extrem selten sind, selbst das supermassive schwarze Loch im Zentrum wird meist verfehlt, wenn auch nicht immer.