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In fast jeder Kultur der Welt gibt es Geschichten von Riesen, das sind in der Regel eindeutig Mythen und Legenden, doch einige Menschen glauben, dass es tatsächlich einmal echte Riesen auf unserem Planeten gab, ist da vielleicht wirklich etwas dran?


„Erwiesene“ Riesen

So einige „Riesen“ gab bzw gibt es ganz eindeutig, da wäre zum Beispiel der berühmte größte Mensch aller Zeiten, Robert Wadlow, mit seinen zuletzt 2,72m kann man ihn durchaus als “Riesen” bezeichnen. Leider starb Wadlow bereits 1940 im Alter von nur 22 Jahren.

Ein anderes, noch lebendes, Beispiel wäre der aktuelle Rekordhalter Sultan Kösen aus der Türkei, mit seinen 2,51m kommt er zwar nicht ansatzweise an Wadlow heran, aber das liegt vor allem daran, dass die Medizin heute um einiges fortschrittlicher ist als noch in den 30er Jahren.

Denn diese Menschen wurden, wie unter anderem auch Andre the Giant, nur deshalb so groß, weil sie krank waren bzw sind, diesen Zustand bezeichnet man als Gigantismus oder Akromegalie. In der Regel ist die Ursache für einen derartigen Riesenwuchs ein gutartiger Tumor im Gehirn, der Hypophyse / Hirnanhangsdrüse, um genau zu sein. Dieser sorgt dafür, dass die Hypophyse zu viele Wachstumshormone ausschüttet und die Betroffenen dadurch entweder am ganzen Körper oder auch nur einzelnen Körperteilen immer weiter wachsen.

Heutzutage kann man so etwas zwar behandeln, bzw den Tumor entfernen, aber das ist nicht immer erfolgreich, im Fall von Sultan Kösen zum Beispiel wuchsen die Geschwulste auch nach mehreren Operationen immer wieder nach, bis man im Jahr 2008 eine neue Methode ausprobierte, mit der man den Tumor endgültig entfernen konnte.

Das wären also einige Beispiele für “Riesen”, die tatsächlich leben oder gelebt haben, Menschen mit solchen Erkrankungen gab es aber natürlich auch schon lange davor, nur dass man damals nicht wusste, dass es sich dabei um eine Krankheit handelt, für die Menschen damals waren sie eben einfach “Riesen”.

Doch um diese Art von Riesen soll es hier eigentlich gar nicht gehen, denn es gibt auch Geschichten von ganzen Völkern / Stämmen, die nur aus Riesen bestanden. Hier geht es dann aber leider weg von den nachweislichen Tatsachen hin zu Mythen, Legenden und teilweise auch Verschwörungserzählungen.

Gab es vor langer Zeit einmal ganze Riesen-Völker?

Nun, Beweise gibt es dafür bisher wie gesagt nicht, bzw zumindest keine “offiziellen”, wie der eine oder andere jetzt sicher einwerfen würde. Was sicher zutrifft, ist die Tatsache, dass es in den Mythen und Legenden vieler Völker Riesen gegeben haben soll, und zwar oft nicht nur einzelne (welche man ja noch mit oben genannten Erkrankungen erklären könnte). Ich möchte hier daher zunächst einmal ein paar dieser Geschichten aufzeigen.

Die Riesen in der Lovelock Höhle

Hierbei handelt es sich um eine der bekannteren Geschichten, welche von Legenden der amerikanischen Ureinwohner bis zu kruden Verschwörungsmythen alles enthält.

Die Paiutes, ein Stamm amerikanischer Ureinwohner aus dem heutigen Nevada, erzählten den ersten weißen Siedlern eine Legende von einem Stamm von bösartigen Riesen, diese seien große, weiße Kannibalen mit roten Haaren gewesen. Sie hatten auch einen Namen für diese Gestalten, Si-Te-Cah nannten sie diese – und sie waren gefürchtet.

Die Si-Te-Cah seien zwar nur ein relativ kleines Volk gewesen, aufgrund ihrer Größe und Bösartigkeit waren sie aber dennoch eine ernsthafte Bedrohung für die Paiutes. Daher, so heißt es, taten sich die Paiutes eines Tages zusammen und drängten die Si-Te-Cah in eine Höhle zurück, die heute unter dem Namen Lovelock Höhle bekannt ist. Dort sperrten sie die Si-Te-Cah ein und entzündeten ein großes Feuer vor dem Eingang, woraufhin diese alle erstickten.

Im Jahr 1911 entdeckten Bergleute, die in der Höhle arbeiteten, zwei mumifizierte Leichen, die unter unmengen Guano (Fledermauskot, welcher dort als Dünger abgebaut wurde) vergraben waren. Aus unbekanntem Grund meldeten sie diesen Fund allerdings erst ein Jahr später, obwohl die Entdeckung ja angeblich so spektakulär gewesen sein soll, denn bei den Mumien soll es sich tatsächlich um rothaarige Riesen gehandelt haben.

Es existiert ein altes schwarz-weiß Foto, das zwei der Bergleute neben einer der Mumien zeigt, welche auch tatsächlich deutlich größer ist als die beiden. Weder von dieser Mumie, noch von der anderen dort angeblich gefundenen existiert heute aber auch nur die geringste Spur. Verschwörungmythen behaupten das Smithsonian Institute habe die Mumien “verschwinden lassen” um die Existenz der Riesen zu vertuschen. Beweise für diese Behauptung gibt es aber natürlich keine.

Neben den Mumien fand man in der Höhle, welche wohl lange Zeit bewohnt gewesen war, auch noch viele weitere Artefakte, unter anderem angeblich auch die Überreste von außergewöhnlich großen Sandalen sowie längliche runde Steine, welche wegen ihrer Form von einigen Menschen für überdimensionale Stößel gehalten wurden, die allerdings für normal große Menschen kaum zu benutzen gewesen wären. Über den Verbleib einiger dieser Artefakte ist heute nichts mehr bekannt, auch hier sehen einige die Schuld beim Smithsonian Institute (welches nebenbei angeblich auch noch ganz andere Funde vertuscht haben soll).

Auf ein wirkliches “Riesen-Volk” lässt hier imho aber nichts schließen, das eine ist einfach eine Legende der Ureinwohner, das andere sind zwei verschwundene Mumien, die zwar zu Lebzeiten sicher größer als der Durchschnitt waren, aber deren Anzahl nun wirklich nicht auf ein ganzes Volk solch großer Menschen schließen lässt, wahrscheinlicher ist, das diese tatsächlich auch einfach krank waren und deshalb eine solche Größe erreichten.

Nephilim – Die Riesen aus der Bibel

Wie in so vielen Kulturen gab es natürlich auch in den Mythen der abrahamitischen Religionen eigene Geschichten über sogenannte Riesen. Diese nannten sich “Nephilim” und sollen die Nachkommen von Engeln (oder Außerirdischen, je nachdem wen man fragt^^) und normalen Menschen gewesen sein. Im Gegensatz zu den Riesen aus der Lovelock Höhle bleibt es hier allerdings bei den Legenden, es gibt keinerlei archäologische Artefakte, die auch nur auf die tatsächliche Existenz dieser Gestalten hinweisen, geschweige denn Mumien oder Skelette.

Giganten und Zyklopen – Riesen in der griechischen Mythologie

In der griechischen Mythologie gibt es verschieden Arten von Riesen, zum einen wären da die Giganten, die Kinder von Gaia und Uranos, dann die Zyklopen, die einäugigen, Menschen fressenden Riesen, die wahrscheinlich jeder aus diversen Filmen oder Serien kennt, und auch weitere Gestalten aus der griechischen Mythologie, wie zum Beispiel der Minotaurus oder diverse andere Ungeheuer könnte man sicher den Riesen zuordnen. All diese sind allerdings recht eindeutig nur Mythen und Legenden, es gibt keine Beweise für ihre wirkliche Existenz.

Als Indizien werden zwar teilweise überdimensionale Waffen wie zum Beispiel die riesigen Äxte, welche heute im Museum in Heraklion zu sehen sind, angeführt, allerdings gibt es keine Hinweise, dass diese tatsächlich als Waffen genutzt wurden, vielmehr geht man davon aus, dass es sich dabei einfach um Statusobjekte oder “Schaustücke” von Waffenschmieden handelt.

Überdimensionale Gegenstände, Werkzeuge und Waffen

Überall auf der Welt finden Archäologen immer wieder Gegenstände, oft handelt es sich dabei um Werkzeuge oder Waffen, welche viel zu groß erscheinen, um von durchschnittlich großen Menschen benutzt zu werden. Nun könnte man hier zwar annehmen, dass es sich bei den Menschen, die diese Gegenstände benutzten, um Riesen handelte, doch gibt es da durchaus auch andere Erklärungen, die nicht so abwegig sind. Denn man sollte imho nicht immer davon ausgehen, dass die Menschen damals so viel anders waren als heute, heutzutage ist es schließlich nichts ungewöhnliches, dass Dinge in übertriebener Größe hergestellt werden, sei es um irgendwelche Rekorde aufzustellen, für Werbung oder einfach nur um zu zeigen, dass man es kann.

In der Regel ist es ja auch so, dass es sich bei diesen Funden meist um einige wenige oder gar einzelstücke handelt, wären es wirklich die Hinterlassenschaften eines Volkes von Riesen, dann müssten schließlich alle Gegenstände, die man an einer Ausgrabungsstelle findet, gleichermaßen überdimensioniert sein.

Sonstige angebliche „Beweise“

Was man auch häufiger sieht, sind irgendwelche schlechten Videos oder gefakte Bilder, die angeblich Beweisen sollen, dass es auf der Erde einmal Riesen gab und diese “Tatsache” nur vertuscht werde, besonders bei einschlägigen Kanälen auf YouTube findet man so etwas sehr regelmäßig.

Hier einmal ein Beispiel eines solchen YouTube Videos:

Es handelt sich direkt um die erste Geschichte, den Rest muss man sich nicht geben, sind größtenteils weitere unbewiesene, angeblich “mysteriöse” Objekte, aber hier sieht man, wie versucht wird, das Ganze glaubwürdig erscheinen zu lassen, indem man von einer Ausgrabung durch irgendeinen Archäologie-Professor spricht. Ob dieser überhaupt existiert habe ich nicht einmal überprüfen müssen, da die Quelle dieses „Beweisbildes“ recht einfach zu finden war: https://taiwanheute.tw/news.php?unit=121&post=144933 (es handelt sich um ein Kunstprojekt eines Künstlers aus Taiwan).

In obigem Fall musste man also noch nicht einmal ein entsprechendes Bild fälschen, doch mit den Möglichkeiten, die einem KI-Bildgeneratoren mittlerweile bieten, braucht es dazu auch keine „krassen Photoshop Skills“ mehr, man beschreibt einer KI einfach was man auch dem Bild sehen möchte und wartet ein paar Sekunden auf das Ergebnis. Als Beispiel siehe oben, das Bild zu diesem Artikel, das zeigt natürlich auch kein echtes Riesenskelett sondern wurde durch eine KI generiert (und das war eine kostenlose KI, die kostenpflichtigen Varianten sind noch deutlich ausgereifter).

Fazit

Es mag zwar einige Hinweise geben, aus denen man schließen könnte, dass es einmal Riesen auf der Erde gab, aber diese sind alle weit davon entfernt echte Beweise darzustellen. Angeblich wird das ja alles vertuscht, besonders das Smithsonian Institute wird da oft genannt, aber da stellt sich wiederum die Frage: Warum?

Es gibt ja keinen Grund so etwas zu vertuschen, diverse Verschwörungs-Dullis tun immer so, als ob es für Archäolog:innen und andere Wissenschaftler:innen nichts wichtigeres gäbe als irgendeinen ominösen “Status Quo” aufrecht zu erhalten, als wenn sie gar nichts neues entdecken wollten. Dabei würden sich die meisten doch vielmehr freuen, wenn sie etwas sensationelles, neues beweisen könnten, egal für wie unwahrscheinlich man das zuvor gehalten hat.



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