You are currently viewing Die Antarktis Anomalie: Was ist wirklich dran?

Schon seit einiger Zeit geistert eine sogenannte „Antarktis Anomalie“ durch die sozialen Medien, YouTube und co, dabei handelt es sich im Grunde einfach um einen „schwarzen/dunklen Fleck“ etwas nördlich der Antarktis, der vor ein paar Wochen plötzlich auf den Satellitenbildern einer Wetter-App auftauchte, und über den seitdem eben diverse merkwürdige Hypothesen die Runde machen. Haben wir es da mit einem realen Phänomen zu tun oder ist es mal wieder nur ein verrückter Verschwörungmythos?


Die Vorgeschichte

Vor ca 2-3 Monaten machten erstmals Screenshots aus einer tschechischen Wetter App namens „Ventusky“ die Runde, welche einen großen, dunklen Fleck (die „Anomalie“) ein Stück nördlich der Antarktis bis hin zur Südhälfte Afrikas zeigte. Während in den sozialen Medien natürlich schnell alle möglichen verrückten Theorien darüber zu finden waren, meldeten sich aber auch recht bald die Entwickler besagter App zu Worte und erklärten, dass es sich dabei einfach um einen technischen Fehler handelt, nichts weiter. Wie üblich glaubten ihnen das natürlich einige nicht und versuchten weiter irgendwelche „alternativen“ Erklärungen dafür zu finden, darunter Experimente der US Regierung, neue Superwaffen, Wetterkontrolle, Haarp (was btw am anderen Ende der Welt, in Alaska, liegt) und vieles mehr.

Bouvet Island

Bouvet Island ist eine kleine Vulkaninsel, die etwa auf halbem Weg zwischen der Antarktis und Afrika liegt, sie ist (zumindest offiziell) unbewohnt und gehört zu Norwegen (bzw ist ein „von Norwegen abhängiges Gebiet“). Die Insel liegt außerdem ziemlich genau inmitten der „Antarktis Anomalie“, weshalb einige Vermutungen aufkamen, die Anomalie würde von dort stammen und vielleicht von einer geheimen Forschungsstation erzeugt, in der sonst was entwickelt werden soll.

Bouvet Island, via Windy.com

Nun tauchten diverse Bilder im Internet auf, die, so heißt es zumindest, Bouvet Island zeigen sollen und auf denen ein heller, grüner Lichtstrahl zu sehen ist, welcher Richtung Himmel zeigt. Ob diese Bilder allerdings wirklich echt sind lässt sich natürlich nicht beweisen, so einen leuchtenden Strahl könnte man zumindest sehr einfach mit Photoshop / Gimp oder ähnlichem hinzufügen und Bilder von Bouvet Island findet man genügend im Netz.

Der Whistleblower

Zuletzt wurde nun ein eigentlich schon älteres Video eines angeblichen „Whistleblowers“ herausgekramt, in welchem dieser behauptet, er wisse von irgendwelchen geheimen Experimenten in der Antarktis, angeblich habe man dort etwas entwickelt, das mit „Überlichgeschwindigkeit“ (was, wie wir wissen, nicht möglich ist) zu tun habe und das für diverse Extremwetter-Ereignisse und auch Erdbeben in letzter Zeit verantwortlich sei.

Dieser „Whistleblower“ heißt Eric Hecker und war offenbar eine Zeit lang als Feuerwehrmann in einer Forschungsstation in der Antarktis stationiert. Bei dieser Forschungsstation handelt es sich jedoch keineswegs um etwas geheimes, es ist der IceCube Neutrino Detector, bei dem es sich, wie der Name schon sagt, um einen Detektor für Neutrinos handelt, im Übrigen sogar ein recht bekanntes Forschungsprojekt.

Vor etwa einem Jahr erzählte er dem Podcaster Joe Rogan, er habe dabei erfahren, dass dort eine Art „geheime Strahlenwaffe“ entwickelt werde, welche unter anderem für ein schweres Erdbeben im Jahr 2011 verantwortlich gewesen sei. Allerdings hielt schon Joe Rogan ihn nicht für sonderlich glaubwürdig und das zeigt sich auch in anderen Aussagen seitens Hecker, so spricht er in einem anderen Video zum Beispiel über eine Waffe, mit der man angeblich Stimmen in die Köpfe von Menschen projizieren und sogar ihre Gedanken kontrollieren könne.

Man kann also wohl ohne weiteres davon ausgehen, dass an seinen Behauptungen nichts dran ist, vielmehr dürften es einfach nur die wirren Wahnvorstellungen eines weiteren Verschwörungstheoretikers sein. Mehr zu Eric Hecker und der angeblichen Geheimwaffe findet ihr hier (englisch).

Der grüne Laser

Das ist nun endlich mal ein Punkt, der zutrifft, zumindest grundlegend, das heißt, es gibt durchaus einen solchen grünen Laser in der Antarktis. Jedoch handelt es sich dabei nicht um irgendeine „Geheimwaffe“, sondern um einen Laser, der Teil eines „Lidars“ ist, ein Gerät, das „mit gepulstem Laserlicht kleinste Partikel in der Atmosphäre sichtbar machen kann“ (mehr dazu hier). Der Laser befindet sich nahe der Neumayer-Station und es gibt im Netz auch diverse Bilder davon zu sehen, auf welchen man klar erkennt, dass es sich dabei um den selben grünen Strahl handelt, wie auf einigen der Bilder, die eine angebliche „Strahlenwaffe“ darstellen sollen.

Fazit

Die Geschichte von der Antarktis Anomalie ist zwar ganz interessant, doch wenn man sich mal ein bisschen damit beschäftigt, erkennt man recht schnell, dass da mal so gar nichts mysteriöses oder gar „gruseliges“ dran ist. Die „Anomalie“ ist nichts weiter als ein Fehler in dem Modell, dass Ventusky nutzt um seine Karten zu generieren, was sie selbst auch mehrfach bestätigten, auf aktuellen Bildern von Ventusky ist übrigens auch nichts mehr von dieser „Anomalie“ zu sehen.

Wer sich selbst davon überzeugen möchte, hier geht es direkt zu Ventusky.

Bei dem angeblichen „Whistleblower“ handelt es sich einfach nur um einen Spinner, der wohl unbedingt Aufmerksamkeit will (welcher er offensichtlich ja auch bekommen hat, unter anderem durch seinen Auftritt bei Joe Rogan).

Solchen Leuten sollte man imho gar nicht erst diese Reichweite geben, und ihre Geschichten erst recht nicht unkritisch wiedergeben, denn es gibt immer genug Verrückte, die darauf hereinfallen – und dann breiten sich solche Verschwörungsmythen über Social Media heutzutage schneller aus, als man gucken kann.

Und was den grünen Laser angeht, der existiert wie gesagt, ist aber keine Waffe, sondern um ein Gerät, mit dem man die Atmosphäre analysiert indem man mit einem Teleskop die Reflexionen dieses Laserstrahls misst und daraus dann z.B. ableitet, was für Aerosole, flüssige Wolkentropfen oder Eiskristalle sich über uns befinden.



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