Man könnte nun fast schon denken, die Rare-Earth-Hypothese wäre heutzutage schon längst widerlegt, bekommt man doch aktuell im Grunde alle paar Tage von einem neu entdeckten, erdähnlichen Exoplaneten zu höhen bzw zu lesen, doch bezieht sich dieses „erdähnlich“ dabei meist nur auf ein paar ganz grundlegende Eigenschaften, zum Beispiel, dass es sich um einen Gesteinsplaneten handelt und dieser sich in der habitablen Zone um seinen jeweiligen Heimatstern befindet, das heißt aber noch lange nicht, dass es dort auch nur annähernd so ähnlich aussieht wie auf der Erde, um genau zu sein können wir heute auch noch gar nicht feststellen ob das vielleicht so ist.
Bis wir die bisher entdeckten Exoplaneten genauer darauf untersuchen können ob sie z.B. eine Atmosphäre haben, bzw vor allem woraus diese besteht, werden wir uns wohl noch etwas gedulden müssen, denn das wird erst mit der nächsten Generation von Teleskopen möglich sein, wie z.B. mit dem James Webb Teleskop, dessen Start sich nun wieder einmal auf unbestimmte Zeit verzögert hat (diesmal weil die Arbeiten daran aufgrund von Corona nicht fortgesetzt werden konnten).
Selbst wenn sich ein Planet aber nun in der habitablen Zone befindet, ungefähr so groß wie die Erde ist und ggf sogar eine ähnliche Atmosphäre hat, dann kommen noch die erwähnten, vielen zusätzlichen Faktoren ins Spiel. Zum Beispiel hat die Erde einen, in Relation zu ihrer eigenen Größe, sehr großen Mond, welcher nicht nur die Erdachse und damit auch unser Klima stabilisiert (ohne ihn würde dieses sehr viel stärker, und vor allem schneller, schwanken) sondern auch die Gezeiten verursacht und damit für eine langsamere Rotation (längere Tage) der Erde sorgt.
Mehr zum Einfluss des Mondes auf die Erde könnt ihr hier erfahren.
Weitere, möglicherweise wichtige Faktoren:
- Das Vorhanden sein von Plattentektonik könnte unseren Planeten zumindest deutlich lebensfreundlicher gemacht haben.
- Gasriesen wie der Jupiter oder Saturn, welche das Innere unseres Sonnensystems „sicherer machen“ indem sie viele Asteroiden und Kometen abfangen noch bevor sie uns gefährlich werden können.
- Unsere vergleichsweise „ruhige“ Sonne, andere Sterne wie z.B. rote Zwerge sind deutlich aktiver und erzeugen vermutlich regelmäßig Strahlungsausbrüche, welche Leben, zumindest an der Oberfläche ihrer Planeten, sehr unwahrscheinlich machen würden.
- Die Lage unseres Sonnensystems in der Milchstraße (näher am Zentrum gäbe es zu viel Strahlung, weiter außen zu wenige Metalle).
- Ein Magnetfeld. Damit auf einem Planeten Leben entstehen kann muss dieser sehr wahrscheinlich über ein Magnetfeld verfügen, ohne ihr Magnetfeld wäre auch die Erde ungeschützt dem Sonnenwind und der kosmischen Strahlung ausgesetzt, Leben wäre dann wohl nur tief unter Wasser möglich.
- Wasser. Ohne Wasser kann nach unserem aktuellen Wissenstand kein Leben enstehen, darüber, wie das Wasser auf die Erde kam, gibt es wiederum verschiedene Theorien, z.B. könnte es von Kometen und Asteroiden mitgebracht worden sein.
- Die Entstehung von intelligentem Leben auf der Erde war überhaupt nur ein Zufall (bzw soll, je nachdem, z.B. von einer nahen Supernova oder ähnlichem ins Rollen gebracht worden sein).
- „Erden“ sind gar nicht so selten, aber wir sind leider die ersten. In Anbetracht des Alters des Universums zwar imho recht unwahrscheinlich, doch irgendwo / irgendwann muss es natürlich einmal eine erste intelligente Zivilisation geben bzw gegeben haben.
Es gäbe jetzt sicher noch so einige weitere Punkte, die prinzipiell auch in die Rare-Earth-Hypothese passen würden, doch sind diese letztlich Teil ihrer eigenen Erklärungsansätze für das Fermi Paradoxon, weshalb ich sie in kommenden Beiträgen gesondert behandeln werde.
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