Klarträume, also Träume, in denen man weiß, dass man träumt, sind in der Regel recht selten, man kann die Wahrscheinlichkeit zwar mittels verschiedener Techniken deutlich erhöhen, aber diese brauchen oft recht lange bis sie Wirkung zeigen. Eine neue App soll hier nun Abhilfe schaffen, den Entwicklern zufolge soll sich die Chance auf Klarträume in Experimenten mit Hilfe der App jedenfalls im Schnitt fast verdreifacht haben.
Was sind Klarträume?
Im Normalfall weiß man nicht, dass man träumt, man erfährt in der Regel überhaupt nur, dass man geträumt hat, wenn man während des Traumes aufwacht (deswegen scheinen oft auch Alpträume viel häufiger, weil man dadurch eher aufwacht), bei den sogenannten Klarträumen, auch „luzide Träume“ genannt, weiß man jedoch schon während des Traumes, dass man träumt, und kann so auch beeinflussen, was in dem Traum passiert. Dadurch, dass man den Verlauf des Traumes aktiv beeinflussen kann, lassen sich so oft auch Alpträume sozusagen „umdrehen“ und in einen angenehmen Traum verwandeln.
Diese Klarträume kommen wie gesagt eigentlich eher selten vor, man kann die Wahrscheinlichkeit auf Klarträume mittels bestimmter Techniken, wie zum Beispiel dem „Reality Check“, der „MILD“ oder auch der „SSILD“ Methode, jedoch deutlich erhöhen, das dauert in der Regel allerdings recht lange und wird nur selten beim ersten Versuch von Erfolg gekrönt sein.
Kann man Klarträume gezielt hervorrufen?
Es gibt verschiedene Techniken, mit denen man die Wahrscheinlichkeit auf Klarträume erhöhen kann, welche davon für einen persönlich die beste ist muss jeder für sich selbst herausfinden, die bekanntesten Techniken sind die folgenden:
SSILD:
Bei der SSILD (Senses Initiated Lucid Dream) Methode ist es wichtig zu wissen, dass da verschiedene Beschreibungen dieser Methode im Netz kursieren.
Bei einer davon stellt man sich den Wecker auf eine Uhrzeit, zu der man sich mit hoher Wahrscheinlichkeit im REM-Schlaf befindet, der Schlafphase, in der wir träumen. Dann soll man nach dem Aufwachen kurz im Halbschlaf verbleiben um danach wieder „weiter zu träumen“. Wie das aber funktionieren soll ist mir unverständlich, jeder, der es schon mal versucht hat, weiß doch, dass man einen Traum nach dem Aufwachen nicht einfach „weiter träumen“ kann.
Sinn würde es imho eher machen, dass man keinen „wirklichen“ Wecker stellen sollte, der einen direkt aufweckt, sondern einfach einen leisen Weckton, der gerade so dazu ausreicht, dass man ihn im Traum unterbewusst wahrnimmt, einen aber nicht aufweckt. Und eben versuchen vor dem Schlafengehen diesen Ton mit Träumen zu assoziieren, aber da wären wir schon fast bei der App 😉
Folgende Variante macht da imho schon eher Sinn:
- Aufwachen und dann wieder einschlafen: Man stellt sich den Wecker, um nach etwa 4-6 Stunden Schlaf aufzuwachen. Dadurch befindet sich der Körper in einem leichteren Schlafstadium, was die Klartraum-Wahrscheinlichkeit erhöht.
- Sinnesfokus üben: Beim erneuten Hinlegen konzentriert man sich nacheinander auf drei Sinne:
- Sehen: Mit geschlossenen Augen versucht man, die Augenlider oder irgendwelche visuellen Eindrücke zu „sehen“, ohne dabei die Augen zu öffnen.
- Hören: Man fokussiert sich auf Umgebungsgeräusche oder den eigenen Atem, um ein Gefühl für die akustische Wahrnehmung zu schaffen.
- Körpergefühl: Man achtet auf das Körperempfinden, etwa das Gewicht der Decke oder das Gefühl der Matratze unter sich. Diese Sinneswahrnehmungen durchläuft man in mehreren kurzen Zyklen, wobei man etwa 20-30 Sekunden pro Sinn investiert.
- Wiederholung und Entspannung: Nach mehreren Durchgängen entspannt man sich und lässt sich in den Schlaf sinken, ohne zu sehr an Klarträume zu denken. Durch die Aktivierung der Sinne kann es passieren, dass man in einen bewussten Zustand im Traum übergeht.
MILD:
Bei der MILD (Mnemonic Induction of Lucid Dreams) Methode hingegen setzt man darauf, sich schon vor dem Schlafen gehen darauf zu fokussieren, dass man in dieser Nacht einen Klartraum haben möchte und diesen Gedanken beim Einschlafen immer wieder wiederholen. Zudem soll man sich im Verlauf des Tages am besten immer wieder an vergangene Träume erinnern und sie sich noch einmal „durch den Kopf gehen“ lassen.
Reality Check:
Die Reality Check Methode setzt darauf, grundsätzlich die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass man während eines Traumes erkennt, dass man träumt. Dafür soll man im Laufe des Tages immer wieder diese sogenannten „Reality Checks“ durchführen, sozusagen genau auf alles achten, was einem irgendwie ungewöhnlich oder unrealistisch vorkommt, und sich dann fragen, ob das wirklich sein kann, oder man vielleicht träumt.
Dazu gehören auch Dinge, wie zum Beispiel seine Finger zu zählen (dabei soll man im Traum auf eine falsche Zahl kommen), einfach auf die Uhr zu sehen (im Traum zeigen Uhren oft völlig falsche, teils unmögliche, Zeiten an) und vor allem immer, wenn man irgendwelche Texte sieht, zu überprüfen, ob man diese auch lesen kann, denn das kann man im Traum nicht, da die Gehirnregionen, die fürs Lesen zuständig sind, während Träumen inaktiv sind.
Und was macht die App genau?
Was die App macht, ist im Grunde einfach eine Kombination aus MILD und SSILD, der Nutzer soll sich vor dem Schlafengehen bestimmte, von der App generierte, Töne anhören und lernen, diese mit Träumen zu assoziieren. Dann wird die App aktiviert und spielt diese Töne ab, wenn sich der Nutzer wahrscheinlich im REM Schlaf befindet.
Normalerweise würde man so etwas in einem Schlaflabor machen, wo jemand den Schlaf des Nutzers genau überwacht und diese Töne genau während des REM Schlafes abspielt, in diesem Fall sollen die Erfolgschancen auch sehr hoch sein, die App jedoch kann nur „auf gut Glück“ nach einer gewissen Zeit diese Töne abspielen, wenn die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass der Nutzer gerade träumt, überprüfen kann sie es aber natürlich nicht.
In Experimenten seitens der Entwickler soll sich aber gezeigt haben, dass dies durchaus ausreichen kann, zumindest stieg die Anzahl der Klarträume in der Woche bei den Probanden von 0,74 auf 2,11. Ob dabei aber wirklich die App allein für diesen Anstieg verantwortlich war, oder schon das reine Fokussieren (was ja der MILD Methode entspräche) dafür ausreichte, kann man allerdings nicht sicher sagen. Die mit dem Träumen assoziierten Töne scheinen aber zumindest tatsächlich einen Einfluss auf die Wirksamkeit der Methode zu haben, änderte man in den Experimenten nämlich die Töne, die den Probanden im Schlaf vorgespielt wurden, so ging die Zahl der Klarträume, im Vergleich zu den Probanden mit den unveränderten Tönen, deutlich zurück.
Selbst 1 Klartraum pro Woche ist übrigens schon relativ viel, die 0,74, welche die Probanden vor dem Experiment im Schnitt erreichten, sind also sowieso schon nicht schlecht, zumindest für jemanden, der nicht bereits aktiv eine der obigen Methoden anwendet.
Fazit:
Grundsätzlich macht die genutzte Methode durchaus Sinn, in Schlaflaboren hat sie sich schließlich bereits als wirksam erwiesen, aber da eine App nicht erkennen kann, ob man sich wirklich gerade im REM Schlaf befindet, tut es die integrierte Wecker App genauso, man muss sich nur einen passenden Klingelton auswählen, ihn auf ca 5-6 Stunden nach dem Einschlafen stellen, und sich diesen Ton Abends mehrfach anhören und versuchen, sich darauf zu fokussieren, dass dieser Ton bedeutet, dass man träumt. Sollte die App kostenlos sein, mag sie eine witzige Spielerei sein, die man durchaus mal ausprobieren kann, aber sie ist es imho nicht wert dafür Geld auszugeben, denn im Grunde kann das jedes Smartphone auch von Haus aus.
Ich selbst habe vor etlichen Jahren, nachdem ich eine Doku über das Thema gesehen hatte, begonnen die „Reality Check“ Methode auszuprobieren – und sie funktioniert, auch wenn es einige Monate bis zum ersten Klartraum gedauert hat, man sollte sich also nicht zu viel versprechen und von Heute auf Morgen ein Ergebnis erwarten.
Lohnen tut es sich imho aber auf jeden Fall, sei es einfach nur, weil es toll ist, Träume aktiv erleben (und kontrollieren) zu können, oder auch weil man vielleicht Probleme mit Alpträumen hat. Meiner Erfahrung nach wirkt das nämlich am besten bei Alpträumen oder Träumen, die sich „in Richtung Alptraum“ entwickeln, in dem Fall funktioniert es bei mir mittlerweile fast immer, jedenfalls hatte ich schon so lange keinen echten Alptraum mehr (an den ich mich erinnern könnte), dass ich nicht einmal mehr weiß, wann das genau war oder worum es ging.