Bei dieser als „blaue Energie“ bezeichneten Methode wird ausgenutzt, dass an den Flussmündungen das Süßwasser der Flüsse auf das Salzwasser der Meere trifft, denn Salze (wie die im Meerwasser) bestehen aus Ionen, also entweder positiv oder negativ geladenen Atomen, mit Hilfe einer speziellen, teildurchlässigen Membran, welche nur die positiven Ionen durchlässt und die negativen blockiert, entsteht hier ein Ladungsunterschied und verbindet man die beiden unterschiedlich geladenen Seiten mit Elektroden, so fließt Strom.
Das Problem dabei war bisher, dass man für diese Membranen bestimmte Nanoröhrchen (BNNT, Boron Nitride Nanotubes) benötigt und diese zudem alle in der gleichen Richtung ausgerichtet werden müssen, speziell letzteres war lange nicht möglich, doch genau dafür haben die Wissenschaftler nun eine Lösung gefunden, sie schafften es nämlich den Nanoröhrchen, welche an sich eigentlich unmagnetisch sind, Eisenoxyd-Partikel hinzuzufügen und sie dann mit Hilfe eines Magnetfeldes auszurichten.
Bereits heute können die Forscher auf dieses Weise bis zu 8.000 mal mehr Strom auf der gleichen Fläche (welche bisher allerdings nicht größer als eine Briefmarke ist) erzeugen wie in den ursprünglichen Experimenten ihrer französischen Kollegen, dabei sind bisher sogar nur 2% der Nanoröhrchen nach der Behandlung wirklich auf beiden Seiten der Membran offen und man hofft diesen Wert mit verbesserten Methoden in Zukunft noch deutlich erhöhen zu können.
Doch selbst mit der aktuellen Effizienz könnte man Schätzungen zufolge mit Hilfe der etwa 37.000 Kubikkilometer Wasser, die jedes Jahr von den Flüssen ins Meer fließen, ungefähr so viel Energie erzeugen (etwa 2,6 TW), wie mit 2.000 Atomkraftwerken. Aktuell, Stand Anfang 2019, befinden sich weltweit gerade einmal 450 Atomkraftwerke im Betrieb (die meisten davon in den USA, Frankreich und China), theoretisch könnte man also in Zukunft, sobald man eine Methode zur effektiven Produktion größerer Flächen dieser Membran gefunden hat, einmal einen großen Teil des weltweiten Energiebedarfs allein mit dieser „blauen Energie“ decken – und das auch noch vollkommen CO2-neutral!