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Geistersichtungen: Lassen sie sich erklären?


Viele, wahrscheinlich gar Millionen von Menschen, sind mittlerweile der festen Überzeugung irgendwann einmal „Geister“ gesehen zu haben. Sind diese alle verrückt, lügen bewusst oder wie kann man das erklären? Dem Psychologen Christopher French zufolge gibt es durchaus rationale Erklärungen für solche Geistersichtungen, welche zeigen, dass man die Betroffenen nicht immer von vornherein als Lügner oder Verrückte abstempeln sollte.


Kann es Geister überhaupt geben?

Aus wissenschaftlicher Sicht spricht, auf unserem aktuellen Wissensstand, eigentlich alles dagegen, dass die Existenz von so etwas wie „Geistern“ möglich ist. Noch nie hat man es geschafft die Existenz von Geistern auch nur ansatzweise zu beweisen, auch wenn es durchaus versucht wurde. Allerdings waren das in der Regel eben alles keine wissenschaftlich relevanten „Experimente“ (diese müssten, per Definition, messbare und vor allem reproduzierbare Ergebnisse liefern), sondern pseudowissenschaftliche Erklärungsversuche oder z.B. auch „Messungen“, bei denen aber natürlich nur die Messgeräte der Parawissenschaftler genutzt werden durften (dafür liefern diese gerne die wirrsten Erklärungen, von wegen „Geister“ würden von moderner Technik abgeschreckt oder ähnliches).

Es gibt jedenfalls aktuell nicht die geringsten Hinweise darauf, dass ein Bewusstsein außerhalb eines lebenden, physischen Körpers existieren kann. So ein Bewusstsein müsste schließlich Informationen enthalten, welche wiederum, zwangsläufig, ein Speichermedium benötigen. Bei uns Menschen ist dieses Speichermedium unser Gehirn, auch wenn man bis heute noch nicht weiß, wie genau die Informationen dort gespeichert werden (man weiß aber durchaus genug um zu sagen, dass sie dort gespeichert werden, wir wissen ja sogar welche Bereiche des Gehirns für welche Vorgänge zuständig ist). Wer beweisen wollte, dass es Geister gibt, der müsste also als erstes einmal herausfinden, wo genau diese Informationen denn gespeichert sein sollen (nein, „die existieren einfach so“ ist keine Erklärung).

Welche Erklärungen gibt es dann für Geistersichtungen?

Hier kommt Christopher French, Professor für Psychologie an der Goldsmith Universität London, ins Spiel. Dieser hat nämlich kürzlich ein ganzes Buch (siehe unten) über dieses Thema (bzw allgemein über die „Wissenschaft des Paranormalen“) geschrieben, einige der möglichen Erklärungen, auf die er dort eingeht, will ich hier kurz erläutern.

Grundsätzlich sagt er schon einmal, dass Geistersichtungen oft „aufrichtige Missinterpretationen von Dingen sind, die eine natürliche Erklärung haben“, also nicht unbedingt einfach nur erfunden worden um Aufmerksamkeit zu bekommen oder ähnliches (wie es heutzutage vor allem auf TikTok, YouTube und co der Fall ist, die meisten dort gezeigten „Fälle“ sind natürlich fake, das sollte einem schon klar sein).

Halluzinationen:

Diese sind natürlich immer eine Möglichkeit, jeder Mensch kann aus den unterschiedlichsten Gründen Halluzinationen erleiden, sei es durch Vergiftungen, durch Drogenkonsum (oder auch Entzug), psychische Erkrankungen (wie Schizophrenie, bipolare Störung, Depressionen oder Borderline), körperliche Erkrankungen (z.B. Epilepsie, Schlaganfall, Hirnhautentzündung, Leberzirrhose und viele mehr) aber auch durch Faktoren wie Schlafentzug, Fieber, Nebenwirkungen von Medikamenten oder einfach nur schwere Stresssituationen können Halluzinationen ausgelöst werden.

Es gibt also durchaus nicht wenige Gründe, aus denen Menschen Halluzinationen erleiden können, darunter auch so einige, an die man vielleicht nicht gleich denken würde.

Falsche Erinnerungen:

Unser Gehirn kann durchaus einmal Dinge „durcheinander bringen“ und so dafür sorgen, dass wir uns an bestimmte Dinge falsch erinnern, oft reicht es schon sich etwas einfach nur oft genug einzureden um es irgendwann tatsächlich selbst zu glauben (weshalb dann auch Tests mit „Lügendetektoren“ nicht mehr relevant sind).

Auch der berühmte „Mandela Effekt“ ist ein gutes Beispiel dafür, dass Menschen sich durchaus nicht selten oder nur vereinzelt falsch erinnern, auch wenn in diesem Fall noch weitere Faktoren hinzu kommen (in der Regel werden einem beim „Mandela Effekt“ immer 2 Versionen gezeigt, die echte und die falsche, wobei man dann oft glaubt, sich an die falsche zu erinnern, einfach weil diese einem in dem Moment passender erscheint).

Pareidolie:

Auch hier kommt wieder unser Gehirn ins Spiel, dieses ist nämlich sehr gut darin Muster, speziell Gesichter, zu erkennen, was dazu führt, dass Menschen einfach öfter mal Gesichter „sehen“ wo gar keine sind, und manchmal werden diese „Gesichter“ dann eben als Geister wahrgenommen, speziell von Menschen, die in sehr Religiösen / abergläubischen Kulturen leben.

Pareidolie ist tatsächlich sogar eine der häufigsten Erklärungen für angebliche Bilder von Geistern, was auch zeigt, dass es bei vielen vermeintlichen Geistersichtungen, die nicht auf Foto oder Video festgehalten wurden, sehr naheliegend ist. Menschen sträuben sich allerdings leider oft zuzugeben, dass sie der Pareidolie erlegen sind, möglicherweise weil sie glauben, man würde sie damit „für verrückt erklären“ (was nicht der Fall ist, denn von Pareidolie sind wir alle betroffen, der Unterschied ist nur, ob man es als solche erkennt oder nicht).

Schlafparalyse:

Die Schlafparalyse (oder auch Schlafstarre) ist ein Zustand bei dem man zwar schon teilweise wach ist, der Körper aber noch schläft, weshalb man sich nicht bewegen kann. Das ist natürlich ein sehr unangenehmer und ggf auch beängstigender Zustand (vor allem wenn man nicht weiß was es ist), was Menschen allgemein schon empfänglicher machen könnte, zu glauben, der Schatten oder ähnliches, den man im dunklen Zimmer gesehen hat, sei ein Geist gewesen.

Oft kommt hier auch noch die bereits genannte Pareidolie ins Spiel und man sieht ein Gesicht / einen Umriss in etwas wie den Vorhängen oder einem Stuhl über den Kleidung gehängt wurde. Erschwerend kommt hierbei noch hinzu, dass man bei einer Schlafparalyse auch geistig nicht unbedingt vollkommen wach sein muss, es kann also durchaus passieren, dass man bei einer Schlafparalyse zwar das Gefühl hat wach zu sein, aber man eigentlich noch träumt, bzw der Inhalt eines Traumes ins Wachbewusstsein „mit herübergenommen“ wird.

Das kann übrigens auch ohne eine Schlafparalyse passieren, also, dass man glaubt, aufgewacht zu sein, vielleicht sogar bereits aufgestanden, ins Bad gegangen, was auch immer, und dann merkt man erst, dass irgendetwas nicht stimmt und man eigentlich noch träumt. So ein „falsches Aufwachen“ kann dabei sogar mehrmals hintereinander auftreten (selbst erlebt, nicht gerade angenehm^^).

Gerade wenn jemand nicht weiß, was eine Schlafparalyse ist, und dann eine erleidet, ist es gar nicht einmal so irrational, wenn man das Erlebte dann erst einmal für echt hält (wobei man imho spätestens nach dem echten Aufwachen erkennen sollte, dass es nur ein Traum war).

Die Schlafparalyse ist übrigens auch der Grund für erstaunliche Zahl von Mythen über Dämonen wie den Nachtalb, den Inkubus / Sukkubus und viele, viele andere, in fast jeder Kultur gibt es solche Mythen über Kreaturen, die sich im Schlaf auf Menschen setzen und sie aufs Bett drücken, all diese sind darauf zurückzuführen, dass die Menschen damals einfach nicht wussten, was eine Schlafparalyse ist, und sie sich die Geschehnisse dann eben auf diese Weise erklärt haben.

„Geister“ im Wandel der Zeit

In früheren Jahrhunderten galten Geister oft als Wesen mit unvollendeten Aufgaben, die Hilfe suchten, wie das Auffinden verborgener Schätze. Im 19. Jahrhundert kam jedoch der Glaube an den Spiritismus auf, und Geister wurden eher als „tröstende Anwesenheiten“ gesehen. Dennoch werden Geister oft als Erklärung für unheimliche Geräusche oder unklare Ereignisse in der Dunkelheit herangezogen.

Fazit:

Es gibt durchaus gute Gründe, weshalb jemand, vor allem Menschen mit stark religiösem / spirituellen Hintergrund, glaubt einen Geist oder eine andere paranormale Erscheinung gesehen zu haben, letztlich sind all das aber keine Beweise für die Existenz von Geistern, sondern genau das Gegenteil.

Ich „glaube“ aus gutem Grund nichts, was nicht absolut plausibel oder, im besten Fall, wissenschaftlich bewiesen ist. Dennoch interessiere ich mich sehr für Mythen und Mysterien (unten noch ein paar YouTube-Tipps zu dem Thema) und würde mich sogar freuen, wenn man mir beweisen könnte, dass ich falsch liege und Geister, Kryptiden oder welche paranormalen Erscheinungen auch immer doch existieren (denn so ein Beweis wäre auch aus wissenschaftlicher Sicht sehr interessant und würde ggf ganz neue Bereiche der Wissenschaft eröffnen), aber so lange das nicht passiert bleibe ich dabei: Geister gibt es nicht!

Quelle: LiveScience
YouTube Tipps: Mythen Metzger, PSO, CreepyPastaPunch
Buch: The Science of Weird Shit: Why Our Minds Conjure the Paranormal (Christopher French)


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